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Burnout und die Rolle der Persönlichkeit

Wer weiß schon, wer er ist, wer kennt sich so gut, dass er für sich wirklich sagen kann, was er braucht und sucht in seinem Leben. Wir alle haben gewisse Vorstellungen davon, wer wir sind und was wir wollen, aber Selbsterkenntnis gehört zu einem der schwierigsten Lebensaufgaben.

Was hat die Persönlichkeit mit unserem Energiefassmodell zu tun, mit unserer Lebensenergie?

Nun, man könnte sagen, dass es von der Grundhaltung, Grundeinstellung bzw. Persönlichkeit eines Menschen abhängt, welche Dinge ihn ganz besonders stressen und belasten in unseren 4 Grundbereichen, und welche Dinge ihn wenig aufregen und belasten. Auch von der Persönlichkeit ist es abhängig, welche Dinge ganz besonders befriedigend sind für den einzelnen Menschen, also wo er speziell für sich leicht Energie gewinnen kann und welche Dinge zwar vielleicht attraktiv aussehen mögen, ihm letztlich aber kaum oder nur wenig Energien geben. Zudem könnte man sagen, dass bestimmte Verletzungen und Erfahrungen, die die Persönlichkeit mit prägen, sozusagen, um bei dem Bild des Energiefasses zu bleiben, kleine oder größere Risse in unserem Fass bedingen können, aus der eben zusätzlich Energie durchsickert, was wir evtl. nicht einmal bemerken.

Also, das Energiemodell gilt für alle Menschen gleich – genauso wie der Grundsatz, dass nicht mehr ausgegeben werden kann wie eingenommen wurde. Menschen unterscheiden sich jedoch beträchtlich darin, wie viel Energien sie für einzelne Dinge verbrauchen – und um das einschätzen zu können ist es wichtig, sich besser kennenzulernen.

Stellen Sie sich vor, ein Mensch, der eine sehr extravertierte Persönlichkeit hat, der kontaktfreudig ist und dem es viel Spaß macht, auf andere Menschen zuzugehen. Dieser Mensch verliert nun durch einen Umzug von München nach HH einen Großteil seines Freundeskreises. Dies neu aufzubauen, sieht er jedoch eher als Herausforderung, es macht ihm Spaß, er freut sich darauf, neue Leute kennen zu lernen und bemüht sich vielleicht auch, alte Kontakte trotz der Distanz aufrechtzuerhalten. Die subjektive Belastung (also letztlich die Energie die dadurch aus dem Fass abfließt ) ist also hier gar nicht so hoch.

Jetzt nehmen wir einen Menschen mit einer Persönlichkeit, der eher kontaktscheu ist, eher ein Einzelgänger, sich in geselliger Runde nicht sehr wohl fühlt und der meist nur ein oder zwei intensivere Kontakte hat. Für diesen Menschen kann die gleiche äußere Veränderung (Umzug) ein deutlich belastenderes Ereignis sein. es kostet ihn u.U. so viel Mühe, auf neue Menschen zuzugehen, dass er es erst gar nicht probiert oder auch nach wenigen Anläufen aufgibt. Der Energiezufluss, den er von seinen zwei wichtigen Kontakten hatte, bleibt aus – ein neuer Zufluss entsteht aber vielleicht gar nicht. So kann diese Situation für einen Menschen mit der beschriebenen Persönlichkeit viel schwieriger sein und viel mehr Energien kosten. Es könnte aber auch anders sein – der einzelbrödlerische Mensch hat in HH eine Arbeitsstelle erhalten, die ihm sehr entgegen kommt – er sitzt an seinem Computer und muss sich nicht mehr mit so vielen Menschen auseinandersetzen wie bei seinem Job in München, wo er ständig von unzufriedenen Kunden über die Hot-Line angerufen wurde. Dadurch, dass dies für ihn viel entspannender geworden ist, hier also viel weniger Energie abfließt als früher, hat er vielleicht noch genügend Energie über, um sich wieder einen oder zwei wichtige Kontakte aufzubauen.

Die Kenntnis der eigenen Persönlichkeit hilft also dabei zu erkennen, was ein Mensch braucht, um seine Energiebilanz auszugleichen und was ihn besonders bedroht, aber auch, wie er sich helfen kann, in dem er seine Neigungen und Bedürfnisse besser kennt.